FRAUEN-EMPOWERMENT
Was Frauen von Krafttraining abhält und warum wir das ändern sollten
Was unterscheidet Krafttraining für Frauen von Krafttraining für Männer? Spoiler Alert: gar nichts. Und doch sieht man die wenigsten Frauen im Fitnessstudio gleich trainieren wie Männer. Während Männer sich mit aller Selbstverständlichkeit mit aufgepumpter Brust unters Eisen begeben oder den Kabelturm für sich beanspruchen, sind Frauen oft eher auf dem Crosstrainer oder im Kursraum anzutreffen. Diejenigen, auf die das nicht zutrifft, trainieren unsystematisch und ohne Progression an immer wieder den gleichen Geräten oder aber richten alles nach ihrem Social-Media-Auftritt aus.
Natürlich ist das eine Generalisierung, aber es sind Bilder, die wir alle wiedererkennen. Nur woran liegt es, dass das der Status Quo zu sein scheint? Die Gründe dafür sind vielfältig. Der vielleicht größte Faktor hierbei ist die Komfortzone. Wir machen immer das, was wir kennen und glauben zu können und haben Hemmungen, etwas auszuprobieren, worin wir möglicherweise nicht gut sein könnten.
Hemmschwellen und Berührungsängste
Gerade beim Austesten haben wir Angst, uns lächerlich zu machen. Und im Fitnessstudio ist man natürlich absolut auf dem Präsentierteller. Auch wenn es vielleicht gar nicht der Fall ist, fühlen wir uns permanent beobachtet – gerade von Männern. Das erhöht die Hemmschwelle, Neues auszuprobieren, nochmal enorm. Daher bewegen sich die meisten nicht aus ihrer Komfortzone heraus.
Dies betrifft auch das Thema Progression. Viele Frauen schreiten in ihrem Training nicht voran, weil sie sich höhere Gewichte nicht zutrauen. Hier denken Männer tendenziell deutlich leistungsorientierter. Frauen hingegen fällt es meist viel schwerer, an ihre Grenzen zu gehen bzw. diese überhaupt einmal auszutesten.
Neben dem fehlenden Selbstvertrauen, was das betrifft, ist aber grundsätzlich das Thema Muskelaufbau eines, was von vielen Frauen eher
ängstlich oder kritisch beäugt wird. Und hier kommen wir zu einem soziologischen Faktor – dem Bild der Frau in der Gesellschaft und der Charakterisierung von Weiblichkeit. Viele Frauen haben Angst davor, Muskelmasse aufzubauen, weil sie nicht männlich aussehen wollen.
Aber wer definiert eigentlich Weiblichkeit? Wie viel davon ist vom Auge des Betrachters – dem Mann – auf die Frau bestimmt? Wie bei den meisten gesellschaftspolitischen Themen ist dies eine komplexe Frage, bei der Evolution und Sozialisierung eine zentrale Rolle spielen.
Neben den genannten Aspekten ist aber auch in vielen Fällen schlichtweg fehlendes Know-How bezüglich Trainingsgestaltung und Trainingsplanung ein Grund dafür, dass Frauen nicht so Krafttraining betreiben wie Männer.
Warum wir das ändern sollten
Abgesehen von den evidenten gesundheitlichen Vorteilen birgt Krafttraining für Frauen enormes Potenzial, durch die erworbene physische
Stärke ein höheres Selbstbewusstsein zu erlangen. Wir fühlen uns allgemein stärker – wenn wir rausgehen auf die Straße, in der Interaktion mit anderen Menschen, im beruflichen Kontext, in allen möglichen Alltagssituationen. Wir merken, wie viel wir allein schaffen können – und strahlen das auch nach außen hin aus.
Das ist das, was ich in diesem Kontext unter Empowerment verstehe. Und weshalb es mir so ein wichtiges Anliegen ist, Frauen in diesem Bereich zu stärken. Wir sind zu so viel fähig, wenn wir nur verstehen, dass wir diese Befähigung selbst in uns haben.